Es begann eine Odyssee, die sie zu verschiedenen Ärzten und Krankenhäusern führte. Verschiedene Therapien, Laserbehandlungen und Operationen folgten – doch eine Besserung stellte sich nicht ein. Im Januar 2015 verschlimmerte ein Unfall die Situation ins Unerträgliche: Beim Duschen fiel ihr der Duschkopf unglücklich auf das rechte Auge. Josephine Aust-Sinyan erblindete auf diesem Auge fast komplett. Durch den Unfall verlor die unternehmungslustige Frau, die mit ihrem Mann in Bonn lebt und für die Vereinten Nationen arbeitet, ihr Selbstbewusstsein und ihren Lebensmut. Sie fiel in ein tiefes Loch, hatte keine Lust mehr auf Unternehmungen oder ihre Hobbys Lesen und Sport. „Ich wollte das Haus kaum noch verlassen“, erinnert sie sich.
Sechs Monate dauerte dieser Zustand an. Doch dann sollte sich alles ändern. Im Johanniter-Krankenhaus Bonn hörte der behandelnde Arzt von einem Operationsverfahren am Zentrum für Augenheilkunde an der Uniklinik Köln. Er riet seiner Patientin zu einem Termin bei Professor Cursiefen. Am 1. Juni 2015 stellte sich Aust-Sinyan erstmals bei ihm vor. „Er konnte nicht glauben, dass ich nicht schon früher gekommen bin“, schildert Frau Aust-Sinyan die erste Begegnung mit dem Experten für Augenheilkunde. Bereits am 5. Juni 2015 wurde sie operiert. Noch heute ist sie sehr bewegt, wenn sie sich an diese Zeit erinnert: „Ich war fünf Tage in der Uniklinik. Am ersten Tag nach der OP konnte ich noch nichts sehen. Am zweiten Tag wurde es besser und schon am vierten Tag konnte ich zu 70 Prozent wieder sehen“, erzählt Aust-Sinyan. „Das war so ein unglaublicher Moment. Die Operation hat mein Leben verändert“, sagt sie. Dabei ist es ihr ein großes Anliegen, Professor Cursiefen auch persönlich zu danken. Täglich hätte er sie am Krankenbett besucht, um zu sehen, wie sich ihr Zustand entwickelte.
Professor Cursiefen und sein Team operierten Aust-Sinyan mit der „Descemet Membrane Endothelial Keratoplasty (DMEK)“ Technik. Das Verfahren wird bei Erkrankungen der Hornhaut angewandt, die nur das Hornhautendothel betreffen. Bei Krankheiten wie der Fuchs-Endotheldystrophie können die erkrankten Zellen einschließlich der darunterliegenden Descemet-Membran entfernt und durch eine Descemet-Membran mit gesundem Hornhautendothel eines Spenders ersetzt werden. Vorteile dieser Operationstechnik sind eine relativ schnelle Erholung der Sehschärfe und das geringere Trauma während der Operation. Zudem wird weniger fremdes Gewebe eingesetzt, wodurch es zu weniger Abstoßreaktionen des Körpers kommt. „Bei Frau Aust-Sinayn kam es erfreulicherweise zu einer sehr schnellen Genesung. Das Auge bekam innerhalb von drei Wochen seine vollständige Sehkraft zurück“, erinnert sich Professor Cursiefen.
Die Operationstechnik der DMEK wird bisher nur in spezialisierten Zentren, zumeist in Uniklinika, angeboten. Im Zentrum für Augenheilkunde der Uniklinik Köln werden ca. zehn Prozent aller Hornhauttransplantationen in Deutschland vorgenommen. Das Zentrum behandelt konservativ und operativ Augenerkrankungen aller Art. Dabei werden alle modernen Methoden der Hornhautchirurgie als auch der Refraktivchirurgie mit Laser angewandt. Dieser klinische Schwerpunkt spiegelt sich auch in den Forschungsaktivitäten des Zentrums. Die Hornhauttransplantationschirurgie und -immunologie gehört dabei zu den zentralen Problemstellungen, u.a. in der Forschergruppe der DFG an der Augenklinik (www.for2240.de).
Am 9. Juni 2015 wurde Josephine Aust-Sinyan aus der Klinik entlassen. „Das war ausgerechnet auch unser Hochzeitstag“, ergänzt ihr Ehemann. Ein ganz besonderer Glückstag eben. Heute kann sie wieder allen ihren Hobbys nachgehen und ist unternehmungslustig wie vor dem Unfall. „Auch das Lesen habe ich mir wieder fest vorgenommen, da mangelte es bisher nur einfach an der Zeit“, erzählt sie. Eine Brille braucht Josephine Aust-Sinyan übrigens so gut wie gar nicht.