Im Winter suchte Thomas Winkler seinen Hausarzt auf, der die Verdachtsdiagnose „Venenentzündung“ äußerte und den Patienten zur weiteren Abklärung in das örtliche Kreiskrankenhaus überwies. Der Arzt in der dortigen chirurgischen Ambulanz hatte wenige Tage zuvor an einer interdisziplinären ärztlichen Weiterbildung der Universitätsmedizin Mannheim teilgenommen, in der Spezialisten auf dem Gebiet der Gefäßanomalien über Diagnostik und Therapie referierten. Auf Basis seiner Kenntnisse in Bezug auf Gefäßanomalien und sonographische Kriterien erhob der Chirurg den Verdacht auf eine „venöse Malformation“ – eine Fehlbildung von Blutgefäßen, im Fall von Thomas Winkler einiger Venen in der Fußsohle. Der Chirurg überwies den Patienten an das Interdisziplinäre Zentrum für Gefäßanomalien der Universitätsmedizin Mannheim. Dort bestätigte sich die Diagnose. Zu diesem Zeitpunkt hatte Thomas Winkler am Fußgewölbe bereits einen hühnereigroßen, bläulich schimmernden, schwammartigen Tumor mit erheblicher Druckempfindlichkeit.
Seltene Erkrankung: Venöse Malformation
Der Patient zählt zu den etwa 300.000 Menschen in Deutschland, die von einer angeborenen venösen Malformation betroffen sind. Venöse Malformationen gehören zu den Gefäßanomalien, einer Seltenen Erkrankung. Die Patienten haben an den betroffenen Stellen im Körper keine funktionsfähigen Venenklappen. Somit ist dort der Blutfluss nicht zielgerichtet. Es kommt zu einem Blutstau in den siphonartig erweiterten, dünnwandigen Venen. Der ständige Kontakt zwischen Blut und Venenwand verursacht wiederkehrende schmerzhafte Venenentzündungen bis hin zu Gefäßthrombosen, die mitunter lange andauern und mit erheblichen Funktionseinschränkungen der betroffenen Körperregion einhergehen können.
„Wir haben die venöse Malformation mit einer sogenannten perkutanen Sklerotherapie minimalinvasiv behandelt“, so Professor Dr. med. Maliha Sadick, Leiterin des Interdisziplinären Zentrums für Gefäßanomalien an der UMM. „Dazu wird vor der Therapie ein MRT des Fußes als Behandlungsgrundlage angefertigt. Bei der Sklerotherapie werden unter Ultraschall- und Röntgenkontrolle eine oder mehrere Nadeln durch die Haut in die Malformation vorgeschoben und das Venenkonvolut mit Alkoholschaum oder Alkoholgel verödet. Ziel ist es, die Malformation durch den gezielt verursachten Entzündungsreiz und die Gerinnungsaktivierung zu verschließen und den Pendelfluss von Blut zu unterbinden, der die immer wiederkehrenden Entzündungen an der dünnwandigen fragilen Venenwand verursacht.“
Innerhalb von nur zwölf Wochen hat sich die Malformation in Thomas Winklers Fuß komplett zurückgebildet. Die Haut an der Behandlungsstelle weist noch eine leichte bläuliche Verfärbung auf, aber eine Neubildung des Tumors ist nicht zu beobachten. Seit der Behandlung hat der junge Mann keinerlei Beschwerden mehr beim Auftreten. Er kann seinen Beruf wieder normal ausüben und seinen Hobbys uneingeschränkt nachgehen. Er plant, noch 2016 seinen ersten Marathon beim Stadtlauf in Karlsruhe zu absolvieren und bereitet sich durch intensives Training auf dieses Sportereignis vor. Thomas Winkler wird im Rahmen einer interdisziplinären Forschungskooperation mit anderen Patienten mit Gefäßanomalien am Institut für Klinische Radiologie und Nuklearmedizin der UMM behandelt und nachbetreut.