Hilfe durch tragbare Herz-Lungen-Maschine
Nach dem ersten Herzstillstand und dem Einsetzen eines Defibrillators folgt keine langfristige Besserung. Die junge Frau erleidet an einem Novemberabend im Jahr 2015 einen zweiten Herzstillstand. Zweieinhalb Stunden lang wird sie in einem nahegelegenen Krankenhaus reanimiert. Parallel wird die Rufbereitschaft des ECMO-Zentrums des Universitätsklinikums Regensburg alarmiert. Das Team, bestehend aus erfahrenen Anästhesisten und Kardiotechnikern ist rund um die Uhr im Einsatz. Die Spezialisten eilen mit dem nur wenige Wochen zuvor in Betrieb genommenen neuartigen Reanimationsfahrzeug zum Einsatzort. Vor Ort wird eine am Universitätsklinikum in Regensburg entwickelte tragbare Herz-Lungen-Maschine (ECMO) an die Patientin angeschlossen. Diese übernimmt für Kathrin Schidla und ihr geschwächtes Herz die lebenswichtigen Herz-Lungen-Funktionen. Über ein Schlauchsystem wird das sauerstoffarme Blut der Patientin in eine künstliche Lunge außerhalb des Körpers abgeführt, wo es mit Sauerstoff angereichert und von Kohlendioxid befreit wird. Anschließend wird ihrem Körper das Blut mittels einer Pumpe über das Schlauchsystem wieder zugeführt. „Die schnelle Rückführung des Blutes ist besonders wichtig, da bereits nach wenigen Minuten ohne Sauerstoff schwere neurologische Schäden eintreten können“, so ECMO-Koordinator Alois Philipp. „Durch das High-Tech-Gerät war Kathrin Schidla transportfähig und konnte umgehend in das Universitätsklinikum Regensburg eingeliefert werden“.
Nach fünf Tagen kann Kathrin Schidla von der ECMO getrennt werden, wenige Wochen später wird sie von der Intensiv- auf die Allgemeinstation verlegt. Doch ihr Herz ist der Anforderung nicht mehr gewachsen. Nach einem weiteren Herzstillstand auf der Allgemeinstation muss sie abermals an die ECMO angeschlossen werden. Kathrin Schidla ist im künstlichen Tiefschlaf, während die ECMO sie am Leben erhält. Trotz höchster Dringlichkeitsstufe auf der Warteliste dauert es zermürbende 41 Tage, bis bei ihr dank einem Spender eine Herztransplantation durchgeführt werden kann – drei Tage vor ihrem neununddreißigsten Geburtstag.
Mittlerweile ist Kathrin Schidla wieder zu Hause und erarbeitet sich Tag für Tag ein Stückchen Normalität zurück. Sie ist eine Kämpfernatur. Auch wenn sie noch nicht weiß, was morgen sein wird, hat sie sich drei Ziele, besser gesagt, drei Reiseziele gesetzt: „Rom und Hamburg, da möchte ich auf jeden Fall mal hin. Und irgendwann in ein paar Jahren möchte ich gerne nach Namibia reisen.“
Das ECMO-Zentrum des Universitätsklinikums Regensburg
Das Universitätsklinikum Regensburg leistet seit knapp 20 Jahren Pionierarbeit im Einsatz der extrakorporalen Herz-Lungen-Unterstützung, auch Extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) genannt. Durch intensive Forschung und jahrelange klinische Erfahrung konnten die Regensburger ECMO-Spezialisten bereits einige Innovationen im Bereich der Intensivmedizin international etablieren. So gelang es 2012 im Rahmen eines Notarzteinsatzes weltweit erstmals ein Leben mittels einer tragbaren Mini-Herz-Lungenmaschine zu retten. Das ECMO-Zentrum des UKR hat dadurch eine Vorreiterrolle in der Miniaturisierung der mobilen Herz-Lungen-Maschine für den Transport schwerstkranker Patienten und wurde für seine besonderen Leistungen mehrfach ausgezeichnet. Angeboten werden kann ECMO (Anästhesiologie, Herz-, Thorax- und herznahe Gefäßchirurgie, Innere Medizin II, Kinder- und Jugendmedizin) nur in hochspezialisierten Kliniken, da bei der Therapie verschiedene Fachbereiche eng zusammenarbeiten und entsprechende Kapazitäten vorgehalten werden müssen.