Die Universitätsklinika stehen seit Beginn der Corona-Pandemie im Zentrum: Sie spielen nicht nur eine zentrale Rolle in der Behandlung der schwer erkrankten COVID-19-Patient*innen, sondern übernehmen auch wichtige Koordinierungsaufgaben in der Region und beraten Entscheidungsträger*innen sowie Behörden. Zugleich forschen sie an Therapieoptionen.
Die Pandemie hat die Uniklinika bei der Behandlung von COVID-19-Patient*innen aber auch in den täglichen Klinikabläufen vor neue Herausforderungen gestellt, denen sie mit innovativen Ideen begegnen. Wir geben einen Überblick über die Maßnahmen, die die Uniklinika im Verlauf der letzten beiden Jahre eingeleitet haben und aktuell verfolgen:
Long Covid als medizinische Herausforderung
Chronische Erschöpfung, verminderte Leistungsfähigkeit oder Konzentrations- und Gedächtnisstörungen – die Langzeitfolgen einer Covid-Erkrankung können ganz unterschiedlich ausfallen. Ein einheitliches Krankheitsbild gibt es bislang nicht. Die Universitätskliniken stehen auch hier an erster Stelle und entwickeln im Forschungsverbund spezielle Therapieangebote. Auf diese Weise können Betroffene bestmöglich in der Phase nach der Akuterkrankung und auf dem Weg zur Gesundung unterstützt werden.
Informieren, aufklären, Orientierung geben
Das Wichtigste, was die Bürger*innen nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie benötigten, war Orientierung. Zu viele Fragen standen im Raum und zu viele widersprüchliche Informationen kursierten im Netz. Schnell übernahmen die Universitätsklinika eine wichtige Rolle in der Information und Aufklärung der Bevölkerung und riefen innerhalb kürzester Zeit Formate ins Leben, die Wissen für alle verständlich verfügbar machen.
Anfang Dezember 2020 haben Uniklinika begonnen, auf breiter Front Aufklärungsangebote zum Thema Corona-Impfung für die Belegschaft, aber auch für die allgemeine Bevölkerung bereitzustellen – um Unsicherheiten entgegenzuwirken und das Thema verständlich und ausführlich zu behandeln. Ein Beispiel für ein solches Aufklärungsangebot findet sich hier. Darüber hinaus finden sich filmisch aufbereitete Informationen zum Coronavirus und zur Impfung über diesen Link.
Expert*innen antworten in Videoclips und Podcasts auf brennende Fragen und ordnen aktuelle Diskussionen ein. In wenigen Minuten ist so erklärt, warum das Tragen einer Mund-und-Nasen-Bedeckung durchaus sinnvoll ist – vor allem für die Gesundheit der Mitmenschen. Aber auch ein Blick hinter die Kulissen wird gewährt, wenn Virolog*innen z.B. das Corona-Testverfahren erläutern. Prominente Unterstützung gab es bei der Aufklärungsarbeit u.a. von Eckart von Hirschhausen.
Gerade in den ersten Wochen der Pandemie liefen die Telefone an den Universitätsklinika heiß. Selbst extra eingerichtete Hotlines kamen aufgrund der vielen Anfragen aus der Bevölkerung bald an ihre Grenzen. Eine Lösung hierfür sind Chatbots, die schnell verfügbare Informationen rund um Corona bieten und einfach vom Smartphone, Tablet oder Computer aus genutzt werden können. Darüber hinaus gilt es, auftretende Symptome bei positiv getesteten Patient*innen oder Personen aus Risikogruppen und -gebieten engmaschig zu kontrollieren. Dabei helfen zum Beispiel neue Webtools. Für das Uniklinikpersonal bedeuten diese digitalen Hilfen eine große Entlastung.
Wissen teilen – so lässt sich am besten das Engagement der Universitätsklinika zusammenfassen, die Erfahrungen und Kenntnisse für ihre Kolleg*innen auch außerhalb des eigenen Hauses in Online-Tutorials aufbereiten. Hier geben Intensiv-Teams eine Anleitung zur korrekten Bauchlage beatmeter COVID-19-Patient*innen geben. In einem Lehrvideo für Studenten wird die Versorgung eines Patienten mit COVID-19 auf der Intensivstation erläutert.
Für die Mitarbeiter*innen der Uniklinika waren die vergangenen Monate ohne Zweifel herausfordernd. Sie mussten innerhalb kürzester Zeit die medizinische und pflegerische Versorgung auf die zu erwartenden Corona-Fälle vorbereiten und eine umfassende Versorgung der betroffenen Patient*innen gewährleisten – und das parallel zur Behandlung aller anderen Patient*innen. Basis dafür war u.a. eine transparente, umfassende Information über alle Entwicklungen in den Uniklinika.
Die Universitätsklinika haben neue interne Kommunikationsformate z.B. in Form von Newslettern und Podcasts geschaffen, um ihre Mitarbeiter*innen tagesaktuell über das Geschehen im eigenen Haus, aber auch über neue Richtlinien und Strukturen zu informieren.
Strukturen und Lösungen für den Ernstfall
Nicht nur frühzeitige und faktenorientierte Kommunikation ist während einer Pandemie wichtig. Auch strukturell müssen die richtigen Weichen gestellt werden, um betroffene Patient*innen bestmöglich zu behandeln, aber auch um Ansteckungen zu minimieren und die Ausbreitung des Virus weitestgehend einzudämmen. Die Uniklinika sind hierbei mit Initiativen, Aktionen und strukturellen Verbesserungen vorangegangen.
Von Beginn der Pandemie an haben die Universitätsklinika eine leitende Rolle im Management der Intensivbettenkapazitäten ihrer Region übernommen und dafür eng mit den Krankenhäusern, Behörden und technischen Anbietern zusammengearbeitet. So wurden u.a. IT-gestützte Plattformen entwickelt, die in Echtzeit alle intensivmedizinischen Ressourcen aufzeigen und so eine optimale Verteilung von Patient*innen ermöglichen.
Außerdem wurden für die zahnmedizinische Behandlung von COVID-19 Patient*innen spezielle Notfall-Ambulanzen eingerichtet, um so deren Versorgung zu gewährleisten.
Mitunter müssen schwerkranke COVID-19-Patient*innen beatmet werden. Da zu Beginn der Pandemie nicht absehbar war, ob die Intensiv- und Beatmungskapazitäten an den Krankenhäusern in Deutschland ausreichen würden, haben Universitätsklinika frühzeitig selbst alternative Beatmungsgeräte entwickelt, um so die Kapazitäten hilfsweise für den Notfall erweitern zu können. Um nicht nur technisch, sondern auch personell für die Krise gerüstet zu sein, riefen Uniklinika ihre Studierenden zur freiwilligen Patientenversorgung auf.
Universitäre Blutspendedienste trieben die Herstellung und Anwendung von therapeutischem Plasma für die Behandlung von COVID-19-Patient*innen voran. Das mit Antikörpern angereicherte Blutplasma von genesenen Patient*innen wird nach strengen Richtlinien aufbereitet und soll lebensbedrohlich an COVID-19 Erkrankten helfen.
Engpässe führten außerdem dazu, dass die Apotheken der Uniklinika große Mengen an Desinfektionsmittel in Eigenregie herstellten und so unabhängig von externen Lieferanten wurden.
Auch im Falle der zu Beginn der Pandemie schwer verfügbaren Schutzvisiere haben Uniklinika einen kreativen Weg gefunden, diese mithilfe von 3D-Druckern schnell und ressourcensparend in Eigenregie herzustellen. Sie leisten vor allem auf den Covid-Stationen wertvolle Dienste.
Das „Corona-Taxi“ zeigt, dass Universitätsklinika im Ernstfall auch für ihre Patient*innen da sind, wenn diese nicht in die Kliniken kommen können. Eine Flotte von Kleinbussen mit Ärzt*innen, Pflegekräften und studentischen Aushilfen besuchen Corona-Patient*innen, die zu Hause isoliert sind und überprüfen dort deren Gesundheitszustand.
Die Universitätsklinika stehen nicht nur für eine bundesweite Versorgung von COVID-19-Patient*innen. An mehreren Standorten konnten auch europäische Mitbürger behandelt werden. So haben Uniklinika italienische Patient*innen und französische Patient*innen unter anderem aus dem Elsass sowie Mitbürger aus den Niederlanden bei sich aufgenommen. Auf diese Weise half man dabei, die Gesundheitssysteme anderer Länder ein wenig zu entlasten und länderübergreifend Menschen zu helfen.
Bereits vor Corona war Telemedizin an den Universitätsklinika etabliert, vor allem um medizinische Expertise in der Region verfügbar zu machen. In Zeiten strenger Kontaktbeschränkungen griffen Universitätsklinika auf die entsprechenden Erfahrungen zurück und boten ihren Patient*innen kontaktlose Videosprechstunden in ihren Ambulanzen an.
Die Möglichkeiten der Telemedizin werden von den Universitätsklinika auch genutzt, um regionale Krankenhäuser bei der Behandlung von COVID-19-Patient*innen zu unterstützen, wie zum Beispiel mit dem Virtuellen Krankenhaus NRW.
Nicht nur der Weg der Patient*innen zum Universitätsklinikum wurde digitalisiert, auch die Mitarbeiter*innen sollten – soweit das die Aufgaben zuließen – von zu Hause aus arbeiten. Möglich ist das z.B. in der Radiologie, wo sich medizinische Geräte wie Magnetresonanztomographen (MRT) dank innovativer Technik aus der Ferne datenschutzgerecht bedienen lassen. Die Risiken einer Ansteckung unter den Kolleg*innen in der Radiologie werden so kleingehalten.
Um auf die Auswirkungen der Pandemie angemessen reagieren zu können, entwickelten Uniklinika verschiedene Applikationen. Hier eine Auswahl: