Die Lage

Pflege in den Universitätsklinika

Die 34 deutschen Universitätsklinika beschäftigen mehr als 44.000 examinierte Pflegekräfte. Diese sind oft hoch spezialisiert, denn Uniklinika behandeln überdurchschnittlich viele Patientinnen und Patienten mit komplexen und seltenen Erkrankungen. Hinzu kommen besondere Aufgaben wie die Vorhaltung einer 24-Stunden-Notfallbereitschaft. Doch es wird zunehmend schwerer, gut ausgebildete und motivierte Fachkräfte für den Einsatz in der Pflege zu gewinnen. Die Ausgliederung der Pflegekosten aus den Fallpauschalen soll die Pflege in den Krankenhäusern eigentlich stärken, macht innovative Modelle in der Pflege – wie sie Uniklinika etabliert haben –aber zugleich unattraktiver.

Pflegepersonal-Stärkungsgesetz: Pflege stärken – aber richtig

Das Ende 2018 beschlossene Pflegepersonal-Stärkungsgesetz (PpSG) ist ein wichtiges Signal an Pflegekräfte und Patienten und soll die Pflegeausstattung an den Krankenhäusern verbessern. Um die Pflege am Bett zu fördern, sieht das Gesetz zahlreiche sinnvolle Einzelmaßnahmen vor. Dazu zählen die volle Finanzierung zusätzlicher Pflegekräfte, die vollständige Refinanzierung von Tarifsteigerungen, die Absicherung der Refinanzierung von Ausbildungsvergütungen in den nicht-ärztlichen Gesundheitsberufen sowie die Förderung von Maßnahmen zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Pflege, Familie und Beruf. Mit dem Gesetz wurden allerdings auch die Pflegekosten aus den Krankenhaus-Fallpauschalen ausgegliedert. Den Krankenhäusern werden zukünftig alle anfallenden Pflegepersonalkosten über ein neues Pflegebudget von den Krankenkassen vollständig erstattet. Ob ein Krankenhaus gut oder schlecht ausgelastet ist, Schwerstkranke oder eher leicht erkrankte Patienten versorgt, Notfallbereitschaft rund um die Uhr anbietet oder nur selektiv versorgt, spielt zukünftig für die Finanzierung der „Pflege am Bett“ keine Rolle mehr. Damit wird sich die Nachfrage nach Pflegekräften noch weiter erhöhen. Der Wettstreit der Krankenhäuser untereinander und mit anderen Branchen (z.B. Altenpflege) um die knappen Pflegekräfte wird sich noch verschärfen. Die knappe Ressource Pflege wird daher absehbar nicht mehr primär dort verfügbar sein, wo sie für die Patientenversorgung am dringendsten gebraucht wird.

Innovative Modelle fördern und nicht bestrafen

Um dem Mangel an Pflegekräften entgegenzuwirken, haben einige Uniklinika bereits innovative Organisationsmodelle entwickelt, um Pflegeaufgaben auf andere Berufsgruppen zu verlagern. Examinierte Pflegekräfte können sich so auf ihre Kernaufgaben konzentrieren. Das PpSG setzt nun Anreize diese Modelle rückabzuwickeln. Denn die Finanzierung der Pflege orientiert sich nicht mehr an den Aufgaben der Pflege, sondern an der Berufsgruppe. Damit wird es attraktiv, den Pflegekräften wieder Aufgaben zuzuteilen, die auch von Servicekräften übernommen werden könnten. Klüger wäre eine aufgabenbezogene Ausgliederung der Pflege „am Bett“.

Neue Perspektiven in der Pflegeausbildung

Es gilt, Anreize zu schaffen, damit sich mehr junge Menschen für einen Beruf in der Pflege engagieren. Dabei geht es nicht allein um die Bezahlung. Möglichkeiten der beruflichen Weiterentwicklung, individuelle Arbeitszeitmodelle und auch die Übernahme von mehr Verantwortung in Zusammenarbeit mit dem medizinischen Personal machen die Pflege attraktiv. Hierbei übernehmen auch die Universitätsklinika Verantwortung. Sie investieren ebenfalls in die Pflege und engagieren sich mit ihren Pflegeschulen und -akademien überdurchschnittlich stark für die Ausbildung der Pflegekräfte von morgen. So wurden erste Studiengänge etabliert, um die Pflege stärker zu akademisieren. Die Uniklinika setzen sich seit Jahren dafür ein, dass die Ausbildung und der Berufsalltag von Pflegekräften der wachsenden Bedeutung der Pflege im Gesundheitssystem gerecht werden. Denn die Pflege ist, neben der medizinischen Expertise der Klinika, der Erfolgsgarant für das Genesen der Patienten. Die Pflegerinnen und Pfleger begleiten Menschen jeden Alters und auch jeder sozialen Schicht in extremen Lebenssituationen – von der Geburt bis zum Tod. Es gibt kaum einen Beruf, der vielfältiger ist.

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie hier

 

Hohe Pflegeintensität an Uniklinika

 

Themen, die Sie auch interessieren könnten