Die Corona-Pandemie unterstreicht die herausragende Rolle der Uniklinika in Deutschlands Gesundheitssystem. Die Uniklinika übernehmen die Behandlung von COVID-19-Patienten, insbesondere der Schwerstkranken. Sie koordinieren regionale Versorgungsnetzwerke, um die vorhandenen Kapazitäten bestmöglich zu nutzen. Sie entwickeln Behandlungsstrategien und forschen an Arzneimitteln sowie Impfstoffen. Nicht zuletzt beraten Uniklinika Krisenstäbe und Politik auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene.
Uniklinika als regionale Steuerungszentren
Groß war die Sorge in den vergangenen Monaten, dass Deutschlands Gesundheitssystem durch zu viele schwer erkrankte COVID-19-Patienten überfordert werden könnte. Es kam darauf an, die vorhandenen Versorgungskapazitäten unter Berücksichtigung der erwarteten Fallzahlen bestmöglich zu nutzen. Die dafür notwendige regionale Koordination haben häufig Uniklinika wahrgenommen.
Beispiel Dresden: Im Auftrag des Freistaates baute die Uniklinik Ende März in kürzester Zeit die „Zentrale Krankenhausleitstelle Corona Dresden/Ostsachsen“ auf. Sie arbeitet mit allen 35 Krankenhäusern der Region zusammen, die über 6000 Betten stellen – darunter rund 300 Intensivbetten – und führt täglich einen Bettenkapazitätsnachweis. Damit können Patienten je nach Schwere ihrer Erkrankung in dem Krankenhaus versorgt werden, welches ihrem Versorgungsbedarf am besten entspricht. Überbelegungen einzelner Kliniken werden ebenso vermieden wie Zeitverluste bei der Suche nach einem geeigneten Krankenhausbett. Prognoseberechnungen der Uniklinik, basierend auf Daten der lokalen Gesundheitsämter und des Robert Koch-Institut, erlauben der Leitstelle diese vorausschauende Steuerung. Aber nicht nur organisatorische Fragen werden in der Leitstelle geklärt. Dank der vorhandenen Expertise in der Uniklinik kann die Leitstelle rund um die Uhr auf interdisziplinäre, aus intensivmedizinisch erfahrenen Oberärzten und Infektiologen bestehende Spezialistenteams zurückgreifen. Sie stehen auch anderen Kliniken insbesondere bei schwer zu klärenden Fällen beratend zur Seite. Zudem haben sie Handlungsempfehlungen erarbeitet, um gerade jüngere Ärzte bei ihrer Arbeit zu unterstützen.
Plattform für Behandlungs- und Therapiestrategien
Schulungs- und Unterstützungsmaßnahmen dieser Art tragen maßgeblich dazu bei, ein möglichst einheitliches und abgestimmtes Vorgehen bei COVID-19-Behandlungen zu erzielen. Dabei können die Uniklinika in einzigartiger Weise neueste und praxiserprobte Erkenntnisse weitergeben. Da sie aufgrund der fachlichen Expertise und technischen Ausstattung eine entscheidende Rolle bei der Versorgung schwerstkranker COVID-19-Patienten spielen – etwa ein Drittel der zu beatmenden COVID-19-Patienten werden an Uniklinika versorgt – generieren sie sehr konkret jeden Tag neues Wissen. Zudem tauschen sie sich über Behandlungsstrategien und organisatorische Fragen kontinuierlich mit anderen Uniklinika aus.
Forschung im Verbund der Universitätsmedizin
Deutschlands Gesundheitssystem profitiert damit umfassend vom Know-how- und Erfahrungsaustausch innerhalb der hiesigen Universitätsmedizin. Nirgendwo sonst kann medizinische Forschung so patientennah erfolgen. Die Kombination aus Versorgung, Forschung und Lehre sind der Kern und das Alleinstellungsmerkmal der Universitätsmedizin. Hier finden die notwendigen Aktivitäten zur Standardisierung der Diagnostik, Entwicklung von Therapieverfahren bis hin zur Erforschung und Testung von Impfstoffen statt.
Richtige Schlüsse aus der Pandemie ziehen
Die Zuweisung regionaler Steuerungsfunktionen an Universitätsklinika und Maximalversorger während der Corona-Pandemie wurde neben Sachsen etwa auch in Berlin, Mecklenburg Vorpommern, Hessen und Rheinland-Pfalz umgesetzt. Die dort gemachten Erfahrungen zeigen, dass dieses Modell auch Vorteile in der Regelversorgung haben kann. Diese Erfahrungen sollten in den anstehenden Überlegungen zur Neuausrichtung der Versorgungsstrukturen mit einfließen. Insbesondere Universitätsklinika sollte daher eine besondere Rolle in der Koordination regional gestufter Versorgungsnetzwerke ausdrücklich zugewiesen werden. Mit dem „Corona-Konjunkturpaket“ soll ein neuer Krankenhauszukunftsfonds auf den Weg gebracht sowie der bereits seit Jahren bestehende Krankenhaus-Strukturfonds verlängert werden, etwa um regionale Versorgungsstrukturen zu entwickeln. Universitätsklinika, die während der Pandemie im Zentrum dieser Strukturen stehen, sind bisher nach derzeitigem Stand in beiden Fonds nur sehr eingeschränkt förderfähig. Diese Einschränkung ist nicht haltbar. Uniklinika müssen einen uneingeschränkten und dauerhaften Zugang zum Krankenhaus-Strukturfonds und Krankenhauszukunftsfonds erhalten.
Kernkompetenzen der Uniklinika im Kampf gegen COVID-19.